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Samstag, 10. März 2018

Liegt's am Beruf oder an den*innen, die ihn wählen?

aus einem Kommentar: Wer hätte das gedacht! 

Ich habe gut drei Jahrzehnte lang selber in dieser Branche gearbeitet. Ich habe immer, von Jahr zu Jahr, gehört, die Belastungen nähmen zu, die Fälle würden immer schwerer, wir bräuchten dringend mehr Personal. Ich habe nie gehört, dieses Jahr sei mal irgendetwas besser geworden, die Fälle nicht mehr ganz so schwer, mit dem Personal käme man endlich mal aus. 

Die Böckler-Stiftung hat auch keine irgendwie objektivierbare empirische Untersuchung in Auftrag gegeben, sondern hat Betroffene danach gefragt, wie sie sich fühlen. Und siehe da - sie fühlen sich nicht gut, und so wird es schon seit hundert Jahren sein: So lange gibt es diesen Beruf nämlich. Und wenn sie alle Jahr für Jahr immer Recht gehabt haben in ihrem Empfinden und es doch heute grad eben noch er- träglich ist - dann muss das ja am Anfang die reinste Idylle gewesen sein vor hundert Jahren; und dann können sie damals nicht Recht gehabt haben!

Aber wenn damals nicht, wieso dann heute?

Der Haken ist eben der: Das ist alles gar nicht objektivierbar! Nicht einmal, wenn die Gruppenstärken her- aufgesetzt werden - es gab Zeiten, da wurden sie gesenkt, hat man damals nicht geklagt? -, bedeutet das zwingend, dass die Belastung größer würde. Kann sein und ist im statistischen Durchschnitt vielleicht sogar wahrscheinlich; muss aber ganz und gar nicht sein, die Gruppenstärke ist kein unabhängiger Parameter, da kommt vieles andere mit ins Spiel. 

Und wenn das schon seit hundert Jahren so geht, dann liegt die Frage nahe: Liegt es vielleicht am Charak- ter dieser Berufe selbst, dass die, die ihn ausüben, ständig klagen müssen? Oder liegt es am Charakter de- rer, die sie wählen?

3. 6. 15

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